Biografie

5/8erl in Ehr'n - BURN ON!

5/8erl in Ehr'n sind eine rare Spezies. Es ist kein Zufall, dass diese Band Länder, Generationen, Genre und Blasen übergreifend funktioniert, im Mainstream-Radio, am Alternativ-Sender, im Theatersaal, am Jazz Festival und im Freibad. Es ist ihre radikale Suche, nach dem, was verbindet - ein Sound zwischen Wien, Motown und Havanna, mit Blick auf das Gift unserer Zeit und auf das, was der Balsam für die Seele ist. Dafür haben sie ihre eigene musikalische Sprache entwickelt: Wiener Soul.

Auf ihrem siebenten Album BURN ON! sind 5/8erl in Ehr'n Patient*innen und Heilmittel zugleich. Sie behandeln die Krankheit all jener, die ständig am Anschlag sind, aber sich noch die Schuhe zubinden können - eine erschöpfte Gesellschaft, deren zwanghafter Optimierungsdrang dazu führt, dass es im Alltag für alles ein Zeitfenster und Dauerstress gibt.

In neun Liedern stellen sie dem BURN ON! das Zwischenmenschliche gegenüber. Was ist das artgerechte Leben? Was tut uns als Menschen gut? Der einfache Satz "Lass uns kurz sprechen, nur geben wir uns Zeit." wirkt radikal, die Zeile "Nichts gemeinsam gemacht, weder geweint noch gelacht" sehr vertraut. Wahrscheinlich berührt die Band deshalb so, weil sie oft ruhig und leise anspielt, was dermaßen zu kurz kommt.
Zum ersten Mal in der Geschichte von 5/8erl in Ehr'n hört man in "Dazwischen" eine dritte Stimme singen, es ist die von Micky Rose, Singer Songwriter und Councellor aus Berlin Kreuzberg. In einem Feature singen die Drei so feinfühlig zueinander, dass es fast weh tut: "Du bist das, was dazwischen steht, eine Geschichte, die noch viel mehr erzählt."

5/8erl in Ehr'n sind Meister*innen der anschmiegsame Attacke. Es ist alleine ihrem Verständnis von Bösartigkeit und Empathie zu verdanken, dass sie solche inhaltlichen und musikalischen Haken schlagen können. Und der Tatsache, dass sie sich seit 19 Jahren herausnehmen, was sich in der kalkulierenden Musikindustrie niemand mehr traut. In einem einzigen Song gehen sich mehrere Spagate aus, von maximal bis maximal schön, von minimalistischem Pfeifen mit nur einer Akustikgitarre bis hin zum ultimativen Einsatz von sieben Blasinstrumenten, Orgel, Bass und Schlagzeug feat. Jazzorchester Vorarlberg. Mit ihren paradoxen Interventionen möchte man am Strand liegen, unter der kuscheligen Decke positiv Sex haben, immer wieder lange ausatmen und still weinen. Niemand singt so schön "Bescheidenheit". Wie können Songs so angenehm und leichtfüßig daherkommen und gleichzeitig so scharf sein? Da schauen sich viele Perspektiven an. Am Ende weiss man nicht, wer der Trottel ist, aber man weiss, was hilft.

5/8erl in Ehr'n haben bei Aretha Franklin und Stevie Wonder singen gelernt, im Buena Vista Social Club die Grooves und bei Helmut Qualtinger, dass man die Abgründe nicht fürchten muss, sondern ihnen mit poetischem Humor ganz nahe kommt. Die punktgenauen, perkussiven Rhythmen von Bass und Gitarre sowie das Klavier werden gedämpft, leise, und weich gespielt, sie erden, wärmen, pulsieren, hypnotisieren. Die Texte treffen uns ein Mal um fünf Ecken und dann wieder ganz direkt.

Seit sieben Alben, sechs dekorativen Preisen und über 1000 Konzerten geben sich Clemens Wenger, Robert Slivovsky, Hanibal Scheutz, Miki Liebermann und Max Gaier die Zeit gemeinsam zu wachsen. Abseits neoliberaler Verkaufsstrategien agiert die Band seit ihrer Gründung nach ihren eigenen Kriterien, auf einem unabhängigen Label, im Do-It-Yourself Modus und das Publikum im Rücken. BURN ON! ist eine musikalische Entwaffnung solange bis die Sonne aufgeht und das Herz aufmacht. Immer behutsamer werden 5/8erl in Ehr'n in den Entstehungsprozessen ihrer Alben: Sich zuhören, statt durchsetzen. Weniger Ich-Zentriertheit, dafür mehr und mehr Neugierde, in die Welt des*der anderen hinein zu steigen, Platz für alle schaffen. Auch dafür kann man brennen.

BURN ON! erfüllt den Zweck, den Musik immer schon hatte: Dass man mit ihr die Welt besser aushält. BURN ON! ist aber auch ein Tritt über die Schwelle, Spiegelbild, Fragezeichen und heilende Droge. Egal wie weit wir auseinander sind, schöner ist das Gemeinsame. Der Aufbruch findet zärtlich statt.

 


Clemens Wenger, Robert Slivovsky, Hanibal Scheutz, Miki Liebermann, Max Gaier

Wurlitzer, Kontrabass, Klavier, Gesang, E-Piano, E-Gitarre, E-Bass, Akustische Gitarre, Akkordeon

Feat. Jazzorchester Vorarlberg in "Ruhe Macht Panik"

Feat. Micky Rose in "Dazwischen"

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